Sonntag, 18. Mai 2014

Blogbattle #12: Leben im Alter

Das Wort zum Sonntag, gesprochen von Ihrer Unheiligkeit Claudia Karlsson, lautet diesmal "Leben im Alter".

Das Leben im Alter wird schön. Irgendwo in einer ruhigen Gegend gemütlich am See sitzen, Enten füttern, auf dem Laptop zocken und mindestens einmal im Jahr in Urlaub fahren. Glaubst du nicht? Ich auch nicht.

Die Wirklichkeit wird wohl so aussehen, dass wir, wenn wir das Rentenalter (dann wohl mit 75, bei 67 sind wir ja schon), entweder gar nicht mehr erreichen oder, falls doch, die Knochen so kaputt sind, dass wir uns nur noch mühsam, wenn überhaupt vorwärts bewegen können. Rente wird nahtlos in Hartz IV integriert, so dass wir vom Amt vorgeschrieben bekommen, wieviel wir zum Leben haben dürfen. Eigene Wohnung ist dann unbezahlbar, wir werden in irgendein gammeliges, baufälliges Altersheim gesteckt, wo wir uns das Zimmer mit drei weiteren alten Leuten teilen dürfen. Tagsüber gehen wir Pfandflaschen sammeln, damit wir uns wenigstens ab und zu mal ne Tafel Schoki leisten können. Auf unsere Beschwerden kriegen wir dann zu hören: Hätten Sie halt damals vorsorgen müssen! Klar, man verdient ja auch soviel, dass man locker ne Zusatzrente, Riester und den ganzen anderen Augenwischkram bezahlen kann. Später wird der ganze Krempel dann versteuert, so dass von dem Zusatzgedöns nicht mehr viel bleibt. 

Meine Wunschvorstellung vom Leben im Alter wäre, wenigstens körperlich und geistig soweit fit zu sein, um noch zocken zu können, Avanger ab und zu eine reinhauen zu können und nicht auf dem geistigen Niveau eines Toastbrotes dahinvegetieren zu müssen. Ansonsten habe ich noch keine Vorstellung, wie schlimm die Zustände bis dahin sein werden. Vielleicht dreht sich ja auch mal wieder politisch gesehen alles, und es wird besser. (Der war gut, oder? ) Ich weiß nur eins mit ziemlicher Sicherheit: Ich werde schwarz bleiben...

Von daher: Lebe jetzt, erstens weißt du nicht, wie lange du noch hast und in welcher körperlichen und geistigen Verfassung du später sein wirst, und nimm so viele schöne Momente mit wie nur möglich! Wer weiß, wie beschissen es später noch wird....

In diesem Sinne:

Toastbrot!

Sonntag, 11. Mai 2014

Blogbattle #11: Höflichkeit kontra Ehrlichkeit

Gute Frage, die eigentlich keine ist. Ehrlichkeit resultiert aus dem Eigeninteresse, Höflichkeit aus dem Fremdinteresse.

Machen wir uns doch nichts vor: Ehrlichkeit kann man sich fast gar nicht mehr erlauben. Das geht schon mit der Begrüßungsfloskel "Hallo, wie gehts?" los. Keine Sau interessiert es doch wirklich, wie es einem geht, wenn diese Phrase losgelassen wird. Genau wie anderes Herumgelabere. Als erklärter Gegner von Smalltalk muss ich mich immer sehr zusammenreißen, um denjenigen nicht zu fragen, warum er mir jetzt unbedingt ein Ohr abkauen will. Aber ich bin höflich, also schweige ich. Ich unterhalte mich gern mit Menschen, aber nicht, um mich über das Wetter und ähnliche Banalitäten auszutauschen. Interessiert mich nun mal nicht, ich seh selber, wie das Wetter ist, also bedarf es da keiner weit schweifenden Kommentare. Anscheinend brauchen die Menschen das aber, dieses ständige einander volllabern. Ich nicht. Das kann ich aber nicht dem Gegenüber erklären, weil es sowas nicht nachvollziehen kann, da es ja selber ununterbrochen wie ein Wasserfall schwätzt. Also lächle ich höflich, nicke ab und zu und überlege in der Zeit, wie denn nun mein Wohnzimmer irgendwann mal aussehen soll. Bin also höflich, um meine Ruhe irgendwann zu haben. Ehrlich wäre: "Du entschuldige, aber ich habe überhaupt keine Lust, mich mit deinem Gesabbel auseinanderzusetzen, und überhaupt gehst du mir derbe auf die Nüsse!" Kann man nicht bringen. Also höflich sein. 
Die Oma, die einem zum fünften Mal mit ihrem blöden Rollator über die Füße fährt, darauf hinzuweisen, ist höflich. Ihr das Ding um den Hals zu wickeln, und einen Knoten reinzumachen, wäre ehrlich.
Den Kunden, der schon seit 20 Minuten sein Kleingeld sucht, während die Schlange an der Kasse immer länger wird, zu fragen, ob man aushelfen kann, ist höflich. Ihn - Achtung Insider - mit geballter Freundlichkeit aus der Kassenzone zu komplimentieren, wäre ehrlich.
Und so weiter, und so weiter, und das Ende stimmt nicht heiter.
Ich könnte hier noch stundenlang rumschwafeln, aber das tue ich nicht. Erstens ist Avanger fürs Schwafeln zuständig (der findet auch zu diesem Thema bestimmt irgendeine Statistik oder so), und zweitens bin ich in meinem Blog nicht höflich, sondern ehrlich. Und ich bin nun mal kein Mensch der vielen unnützen Worte. Sieht man ja auch an meinem Urlaubstagebuch.
Also: Höflich muss man sein, weil die ungeschriebenen gesellschaftlichen Regeln das verlangen, und man ja, ob man will oder nicht, irgendwie mit anderen zu tun hat. Ehrlich sein ist eine Wohltat, die ich mir in meinem engsten Freundeskreis erlauben kann, und die mich immer befreit aufatmen lässt, weil ich mich nicht verstellen muss und einen auf lieb und nett und das ganze - Achtung, nochn Insider - Gedöns machen muss.

In diesem Sinne: 

Italiener! (noch ein Insider *gg* )

Avangers Beitrag: http://blog.corpus-et-amina.de/?p=1570


Samstag, 3. Mai 2014

Urlaubstagebuch Harz 2014

Pimmeliger Langweilerurlaub Tag 1

 Marcels Senf dazu

Fahrerei war okay. Halberstadt ist ein Geisterbahnhof mit totaler Überwachung durch außerirdische Lautsprecherdrohnen aus einem Paralleluniversum.

 Gelandet in Quedlinburg, stellte sich der Nutzen von Google Map plus fotografischem Gedächtnis heraus. Durch Durst, Hunger und Lust auf Bier in Dreharbeiten zu Cobra 11 hineingeraten. Der Joker trägt in Wirklichkeit nur einen verlängerten Mundwinkel, dafür aber fast bis zum Ohr. Muss Hollywood anrufen zwecks Nachbesserung. Kann Supermärkte anhand von Leylinien aufspüren. Bier und Essen beim Griechen links sehr gut.





Kreativer pimmeliger Langweilerurlaub Tag 2

Marcels Senf dazu


Quedlinburg angeguckt. Möbelausstellung besichtigt, ob der guten Lage der Immobilie drumrum spontan beschlossen, den Wohnsitz dorthin zu verlegen, anstatt das ganze Zeug durch Deutschland zu karren. Die im Inventar vorhandene Truckee-Falle für Birgit versandfertig gemacht. Per Nachnahme, ohne Jägermeister drin. Bin ja nicht die Wohlfahrt. Freundlichkeit entdeckt. Vieles zu umständlich, aber trotzdem das Leben ungemein erleichternd.






 Ansichtskartentext entworfen. Wortlaut: " Blabla blabla bla, Grüße." Büro vor dem neuen Domizil schonmal probeaufgebaut. Passt. Weiter durch Quedlinburg gepimmelt,  auf dem Rückweg Google Maps in den Wahnsinn getrieben. Vielleicht hätte Marcel vor der Konsultation desselben doch das GPS einschalten sollen. 
Beim Asiaten essen gewesen, auf Gewitter gewartet, das natürlich wie immer eine absolut inakzeptable Leistung von Gott war. Man kennt das. Die vorher besichtigten Stadthäuser Gottes beweisen, dass er entweder Fußballer oder Politiker ist. Massig Kohle für null Leistung.


Attentat auf Nancy fotografisch dokumentiert. Strafantrag wegen Verkäsekuchung meiner Chefin läuft.





Nebliger kreativer pimmeliger Langweilerurlaub Tag 3



Mitten in der Nacht aufgestanden, im Schlaf zum Frühstück gewandelt. Nach Wernigerode mit dem Bus gefahren. Wollte Ticket für die Harzquerbahn kaufen. 35 Euro für Hin- und Rückfahrt. Nachdem ich erfolgreich wiederbelebt wurde, Ticket bezahlt. Wunderschöne, ruhige Fahrt durch einen mystisch verzauberten Wald genossen. Brocken ertastet, da Sichtweite wegen Nebels unter 5 Meter. Brockengaststätte hat den Charme und das Essen einer Mitropa-Gaststätte. Schlechtesten Kaffee des ganzen Urlaubs  getrunken. Rückfahrt wurde durch etliche Zombie-Reisegruppen zur profanen Zugfahrt. In Wernigerode durch Zusammenrottung von Menschen an der Bushaltestelle zum Verzehr einer angebrannten Waffel gezwungen worden. Im Stammhotel zu Abend gegessen. Ich lebe noch, aber war kein Highlight. Ins Bett gelegt und unkreativen Tagebucheintrag geschrieben. Schlafentzug bekommt mir anscheinend nicht.












Günstiger nebliger kreativer pimmeliger Langweilerurlaub Tag 4


Endlich mal wieder genug Schlaf bekommen. Habe festgestellt,  dass Marcel bei Licht unruhiger schläft und dadurch weniger schnarcht. Brauche Stasi-Lampe, die ich auf sein Bett ausrichten kann. Bis dahin Nachttischlampe anlassen.
Heute nach Thale gefahren. Im Kaffee müssen Wassertabletten gewesen sein. Ging gar nicht. Kenne alle Klos zwischen Quedlinburg und Thale. Nächste Woche Keramikführer veröffentlichen.
Seilbahn gefahren. War herrlich. Keine Angst gehabt trotz Höhe. Muss ich noch liken auf Facebook. Allerherrlichstes Wetter gehabt, wie aus dem Bilderbuch. Sogar Prinz von Nörgel fand die Sonne toll. In Kalender eintragen zwecks späterer Vorhaltungen! 


Auf dem Hexentanzplatz , der dank der Zivilisation das Flair einer Dorfkirmes verströmt, Drachenfiguren entdeckt. Für 10 ( in Worten: Zehn) Euro. Selbe Größe und Ausführung kostet in unserer Gegend mindestens 30 Takken. Eine für Alex und eine für mich mitgenommen. Nach längerem Überlegen noch hübsche Kette mit Rosenkreuzanhänger für 23,50 gekauft. Ich weiß, ich hätte mich sonst zu Hause geärgert, wenn ich sie nicht mitgenommen hätte, weil sie mir wirklich gut gefällt. 


Abends noch zum Grill-all-you-can-eat gewesen. Essen war lecker, Koch war niedlich, Chef desselben nervig. Pimmelte die ganze Zeit sinnlos zwischen dem Servicepersonal rum und verbreitete Unruhe.  Niedlicher Koch hatte ihn ständig an der Backe. Chef erinnerte mich an meine Tage im Theater und den KaLeu. Widerlich. 
Walpurgisnacht in Thale ist vom Tisch. Radio SAW-Party für 25 Euro Eintritt? Never. Mal sehen, was wir stattdessen aushecken...





Öder günstiger nebliger kreativer pimmeliger Langweilerurlaub Tag 5

Heute nach Rübeland gefahren. In der Baumannshöhle rumgekrebst. War ganz nett, aber ich glaube nicht, dass ich jemals Höhlenfreak werde. Rübeland selber ist eine Einöde, in der es nur die Höhlen, Fressbuden und Hotels gibt. 




In Blankenburg wegen Busaufenthalt den dortigen Aldi besichtigt. Hat Bautzener Senf im Sortiment. Auch will. Die schönste Katze (nach Nutte) des ganzen pimmeligen Planeten gefunden. Mitnehmen ging leider nicht. Fand keine Freundlichkeit zum Fensterscheiben entfernen.


Nach dem üblichen Vorabendschlaf im Steakhouse gewesen. Hatte Filetspitzen mit Steinpilzen in Pfeffersauce. War übelst lecker. Danach noch Nachtwanderung zum Schlossberg und zum Münzberg. Nirgendwo Aussicht möglich. Neuen Treppen-Hochkriech-Rekord aufgestellt. Kann keine Treppen mehr sehen. Will Fahrstühle.





Römms!iger öder nebliger kreativer pimmeliger Langweilerurlaub Tag 6


Heute mal ausgepennt. Als Strafe war unser Tisch von zwei Zombies okkupiert. Konnte sie nicht entfernen, da zuviel Zeugen. Muss Gott anrufen, und darauf bestehen, dass wir mit diesem "Anpassen und nicht auffallen"-Mist aufhören müssen. Frühstückstisch klauen wird mit Feuer, Schwefel und ewigen Höllenqualen bestraft! Back to the Roots! 


Nochmal nach Thale gefahren. Der Alte hat sogar mal ein klasse Gewitter hingekriegt, sogar in 5.1 Dolby-Surround. Sessellift gefahren. Im strömenden Regen zur Rosstrappe gelatscht. Sichtweite ca. 20m. Zurückgeschwommen und im dortigen Gasthaus eingekehrt. Kaffee gesüppelt und versucht, leise vor sich hinzutrocknen. Mit mäßigem Erfolg.


Wieder runtergesesselliftet. Rüber zur Seilbahn. Oben auf dem Hexentanzplatz großartigen Wolkenbruch beguckt. Marcel hat den 53864,73. Schirm gekauft, weil er ja alles besser weiß und seinen im Hotel gelassen hat. Selber schuld, wer nicht hören will, muss zahlen. Seilbahn fahren im strömenden Regen ist auch sehr schön, habe ich festgestellt.






Beim Griechen gegenüber zu Abend gegessen und Abschlusscocktail getrunken. War lecker. Rüber ins Hotel gepaddelt und völlig erschöpft ins Bett gefallen. Marcel guckt irgendeinen pimmeligen Film. Bin zu kaputt, um ihn mit Freundlichkeit auszuschalten... 


Vom Rückfahrtag sind keine schriftlichen Überlieferungen erhalten. Wahrscheinlich war die Chronistin zu sehr mit Erfrieren beschäftigt. (Anm. d. Red.)